In jeder Partnerschaft gibt es unzählige Verhaltensweisen, nette Gesten oder Wesenszüge die wir als Liebe beschreiben würden. Der Partner kocht etwas Leckeres für uns und wir nehmen diesen Akt als Ausdruck seiner Liebe an uns wahr. Die Liste für vergleichbare Beispiele lässt sich ins unendliche fortsetzen. Doch entspricht diese Handlung der Liebe, oder ist sie eine Mittel, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?
Pauschal kann man diese Frage natürlich nicht beantworten. Wir können jedoch anhand gewisser Merkmale feststellen, ob eine Handlung die Bezeichnung Liebe verdient oder ob diese nur der Deckmantel für etwas ist, mit dem wir und selbst belügen und unseren eigenen emotionalen Zustand verändern wollen. Es gibt grundsätzlich zwei Intentionen um den Eindruck der Liebe erschaffen zu wollen. Die erste Intention ist die Wiedergutmachung einer Handlung der Vergangenheit, für die wir selbst die Emotion Schuld empfinden. Das zweite ist der Versuch, den Partner durch eine Handlung zukünftig in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Wir können die beiden Intentionen direkt auf das genannte Beispiel des Kochens für den Partner übertragen. Bei der Ersten Intention können wir das Beispiel nehmen, dass wir den Geburtstag des Partners vergessen haben. Wir fühlen uns, da dies unsere Konditionierung ist, für dieses Vergessen schuldig. Da das Unterbewusstsein die Emotion der Schuld so schnell wie möglich loswerden will, sucht es nach einer Möglichkeit die Schuld durch eine besonders (gute) Handlung auszugleichen. Der Mensch wird folglich ohne von diesem Mechanismus zu wissen für den Partner kochen. Dem Partner schmeckt das Essen und gibt ihm somit das Gefühl etwas (gutes) getan zu haben. Durch die positive Reaktion des Partners auf die Handlung des Kochens, ist die Schuld aus seiner Sicht nicht mehr begründet und er kann sie vorübergehend loslassen. Bei der zweiten Intention wird eine Handlung ausgeübt um ein zukünftiges Ziel zu erreichen. Auch hier nehmen wir wieder das Beispiel des Kochens für den Partner.
Ich bin kein Fan dieses Klischees, da ich jedoch weiss, wie gut dieser scheinbare Akt der Liebe den manipulativen Aspekt von Handlungen beschreibt, die eine gewisse Reaktion in einem Partner auslösen sollen, habe ich mich dazu entschieden, dieses Beispiel zu verwenden:
Der Mann ist mit seiner Partnerin schon längere Zeit zusammen. Da ihr Sexleben etwas eingerostet ist und seine Partnerin kaum mehr Lust ihm gegenüber verspürt, er jedoch eine unglaubliche sexuelle Lust verspürt, lässt er sich unbewusst etwas einfallen um sein Ziel zu erreichen. Wie auch beim ersten Beispiel kocht er etwas Leckeres für seine Partnerin. Sie ist sehr glücklich darüber und fühlt sich aufgrund ihrer Konditionierung in seiner Schuld. Er hat ja schliesslich etwas für mich getan was ich irgendwie wieder ausgleichen muss, denkt sie sich. Nach diesem Essen muss der Mann nur leichte Andeutungen auf Sex machen, diese können auch sehr subtil sein und die Frau wird sofort darauf anspringen und mit ihm in die Kiste hüpfen, gleichgültig ob sie ihm gegenüber wirklich sexuelle Lust verspürt oder nicht. Wieso tut sie dies? Es ist der gleiche Mechanismus wie beim ersten Beispiel. Auch sie fühlt sich schuldig, in diesem Fall jedoch nicht, weil sie etwas falsches getan hat, sondern weil sie etwas bekommen hat, was sie aus der Perspektive ihres so konditionierten Verstandes durch eine (gute) Tat ihrerseits ausgleichen werden muss.
Man sieht also anhand dieser Beispiele sehr gut, nur weil eine Handlung liebevoll erscheint, heisst das nicht, dass ihre Absicht auch rein ist. Wie können wir also jetzt Handlungen erkennen, die ihren Ursprung in der wirklichen Liebe haben? Eigentlich ganz einfach, Handlungen gegenüber anderen Menschen die ihren Ursprung in der reinen Liebe haben, müssen vollständig frei von eigennützigen Gedanken sein. Auf das genannte Beispiel übertragen würde dies bedeuten, dass wir genau dasselbe für unseren Partner kochen würden, selbst wenn dieser nur das Essen erhalten würde, jedoch nicht wüsste, von wem es zubereitet wurde. Dies bedeutet nicht, dass wir das gekochte Essen nicht gemeinsam mit unserem Partner geniessen sollen, damit diese Handlung ihren Ursprung in der reinen Liebe hat.
Wir sollten jedoch, falls wir in unserer Beziehung zu anderen Menschen wachsen wollen dadurch, dass wir unser Gefühl des Selbstes (Ego) aus einer von uns getätigten Handlung entfernen erkennen, aus welchen Motiven wir etwas tun oder lassen. Genau diese Reflektion ist es, die es uns Ermöglicht unserem Wesenskern durch das erkennen und loslassen dieser begrenzenden Anteile immer einen grösseren Ausdruck zu ermöglichen. Das Einzige was es dazu braucht ist eine radikale Ehrlichkeit mit sich selbst.
Wir sehen also, dass Handlungen die als Akt der Liebe beschrieben werden ihren Ursprung oft ganz wo anders haben. Wenn wir damit beginnen, die erweiterte Sichtweise auf unsere eigenen Handlungen zu übertragen, werden wir zwangsläufig mit sehr vielen eigenen Aspekten konfrontiert, die wir lieber nicht sehen wollen würden und doch ist genau dies der Weg, der uns schlussendlich zu der Wahrheit, Weisheit und zu der Liebe führt nach der wir uns alle tief in unseren Herzen sehnen.

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