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Die dunkle Nacht der Seele

Autorenbild: lukas meyerlukas meyer

Es gibt ein Phänomen, eine Erfahrung die zunehmend immer mehr Menschen durchleben. Es ist ein tiefer Fall in den eigenen Abgrund. Es ist der Scheinbare Untergang des eigenen Selbstes. Es ist ein Fall in emotionale Schichten, die bis dato verborgen lagen und uns nicht bewusst waren. Es ist die Konfrontation mit allem, was nicht dem entspricht, was wir in der tiefsten Ebene sind.


Für einige dauert dieser Prozess nur ein Paar Jahre, für Andere ein ganzes Leben. Doch was passiert da genau und was hat diese Erfahrung mit unserer eigenen Entwicklung zu tun?


Gehen wir davon aus, dass die menschliche Ebene eine Existenz der Erfahrungen ist. Wir haben uns über sehr lange Zeit mit verschiedenen Dingen identifiziert und Aspekte unseres Selbstes verleugnet, was uns Stück für Stück von der Einheit entfernt hat. Zumindest scheint das aus unserer Perspektive so zu sein. Da jedoch alles, was kommt auch wieder geht, wird Jeder, sobald es an der Zeit ist, den Weg der Heilung antreten. Alles, was nicht mehr zu uns gehört, wird gehen. Es ist der Weg zurück in die Einheit.


Doch wieso scheint es so, als würden wir genau in diesem Prozess, in eine tiefere Dunkelheit als je zuvor fallen?


Wenn sich die Schranken des Unterbewusstseins öffnen, werden wir mit allem, was sich dort befindet konfrontiert. Grundsätzlich sind diese Dinge neutral, was wir jedoch in dem Moment so nicht wahrnehmen können. Wir fühlen uns verloren und wissen oft kaum, wie wir mit dem was da ist umgehen sollen. Um zu beschreiben, was dann im Menschen vor sich geht, stellst du dir am besten einen dunklen Abgrund vor. Wir befinden uns in dem Moment im Geburtskanal unseres wahren Selbstes, welches wir in Wirklichkeit schon immer waren. Wir sind nun im Geburtskanal, in dem es sehr dunkel zu sein scheint. Dieser Kanal ist nicht leer, sondern mit allem gefüllt, was wir über die Jahre angesammelt haben. Man könnte sogar sagen, die Dinge, die wir angesammelt haben, sind der Kanal. Da unser Ego in dieser neuen und unbekannten Situation überfordert ist, klammert er sich an alles, was es finden kann. Es weiss nicht, wo dieser Kanal hinführen wird, also beschließt es vorläufig, sich mit dem abzufinden, was da ist. Eine Weile mag dies vielleicht gut gehen, doch schon nach kurzer Zeit, wir es sehr unangenehm werden. Die Last und der Druck in diesem Kanal ist einfach zu groß. Der Mensch, der sich in diesem Stadium befindet, hat das Gefühl durchzudrehen. Er verliert jegliche Kontrolle und tendiert dazu, sich mit jeglichen Dingen abzulenken, um dem was da ist zu entkommen.


Doch jegliches Entkommen ist unmöglich! Es ist, als ob sich ein Kind im Geburtskanal der Mutter entscheidet wieder in den Bauch zurückzukehren. Es wird es niemals zurück schaffen, da ein Geburtskanal nur durch eine Richtung passiert werden kann. Doch was nun? Wenn es keinen Weg zurück mehr gibt und auch eine Stagnation in diesem Geburtskanal den Tod bedeuten würde, scheint es zwangsläufig nur noch den Weg nach vorne zu geben. Es ist der Weg der Unsicherheit. Man weiß nicht wo er hinführt und doch scheint die Natur es so veranlasst zu haben, dass wir den Weg in diese Richtung gehen.


Was hält uns also davon ab weiterzugehen? Wie bereits erläutert, befinden sich in diesem Geburtskanal alle Dinge, die wir zu Sein Glauben. Genau diese Dinge sind es, an die wir uns so sehr klammern. Sie haben uns über viele Jahre Sicherheit, Stabilität und Geborgenheit gegeben und sind uns so vertraut, als wären sie ein Teil von uns. Wenn wir jedoch weiter gehen und diesen Weg passieren wollen, müssen diese Dinge gehen. Wichtig dabei ist, dass auch das Leid und der Schmerz etwas ist, womit wir uns identifiziert haben und es zeigt sich, dass genau dies oft das Schwierigste ist, was es loszulassen gilt, da wir keine Idee davon haben, was wir noch sind, wenn diese Dinge kein Teil mehr von uns sind.


Man könnte sich jetzt also fragen, wozu überhaupt durch all den Ballast unserer Vergangenheit gehen, wenn wir doch einfach da bleiben können, wo wir sind? Die Antwort ist, du hast keine Wahl! Doch das ist kein Problem. Wenn du dagegen kämpfen willst, dann kämpfe, wenn du weglaufen willst, laufe weg. Auch dies ist ein Teil der Selbstfindung, da wir durch all diese Erfahrungen schlussendlich zum Entschluss kommen, dass der einzige Weg durch diesen Geburtskanal zu gehen darin liegt, uns offen, liebevoll und frei von Wertung dem zu stellen, was da ist und es bewusst gehen zu lassen. Anfangs glauben wir alles zu verlieren, doch mit der Zeit, nach dem wir einige Dinge losgelassen haben, spüren wir, dass der Ort an dem uns dieser Geburtskanal hinführt nichts Weiteres ist, als das, was wir schon immer waren und immer sein werden, mit dem Unterschied, dass wir es jetzt wahrnehmen können. Mach dir jedoch kein Bild davon, was das sein könnte, denn dieses Bild ist eine weitere Identifikation in deinem individuellen Geburtskanal, an dem du dich festhältst. Versuch stattdessen ins Vertrauen zu gehen und dich dem was da ist auf eine vertrauensvolle Weise hinzugeben.


Vergiss nie, du wirst niemals mehr sein als du bist, also lass los was du zu sein glaubst und erfahre dich als das, was du bist!



 
 
 

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